Auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit im Mai 2011 im ICC Berlin hielt Prof. Dr. Gerald Hüther einen beachtenswerten Eröffnungsvortrag zum Gesundheitswesen aus der Sicht der modernen Gehirnforschung.

Den gesamten sehr sehenswerten Vortrag von ca. 50 min finden Sie hier:
http://www.hauptstadtkongress.de/2011/eroeffnungsvortrag-von-prof-dr-gerald-huether/

Hier einige Highligths aus diesem Vortrag:

Kein Gesundheitssystem der Welt kann die Eigenverantwortung des Menschen übernehmen. Heilung ist immer auch Selbstheilung. Medizinische Interventionen können immer nur dazu beitragen, dass die Selbstheilungskräfte gestärkt werden, so dass die Selbstheilung möglich wird.

Hüther spricht von „Reorganisationsprozessen“ im Gehirn, die es zu unterstützen gilt. Lebende Systeme sind in der Lage, Selbstorganisationsprozesse in Gang zu setzen.

In der deutschen Sprache gibt es z.B. den Begriff „gelingen“, den es interessanterweise im Englischen nicht gibt. Beim „Gelingen“ ereignen sich Dinge selbststätig, für die wir die Rahmenbedingungen geschaffen haben. Beispielsweise wenn wir sagen „der Kuchen ist gelungen“. Wir haben Bedingengen geschaffen, in denen sich das Wünschenswerte ereignen konnte.

Deshalb kann man Gesundheit auch nicht „machen“, sondern die Bedingungen dafür schaffen, dass die komplexen und intelligenten Selbstorganisationsprozesse unseres Körpers den Heilungsprozess vollenden können.

„Was für Bedingungen brauchen Menschen, damit diese inneren Selbstheilungskräfte tatsächlich aktiviert werden können?“ fragt Hüther. Erste wichtigste Bedingung ist, dass der Patient gesund werden will. Dann braucht er das Vertrauen in den Helfenden, das Verstehen, was passiert und schließlich ein Gefühl der Sinnhaftigkeit. Damit wird der Patient Mitgestalter im Gesundwerdungsprozess.

Ein wesentlicher Faktor ist die eigene Haltung oder innere Einstellung. Diese wird gebildet durch intensive emotionale und kognitive Erfahrungen. Diese Haltung ist nicht änderbar durch kognitive Aufklärung oder Information. Hüther nennt hierfür als Beispiel die aus seiner Sicht unsinnigen Warnhinweise auf den Zigaressenschachteln. Das ist „hirntechnischer Unsinn“, weil die emotionale Komponente fehlt.

Haltungen können nicht durch Belehrungen geändert werden. Es bedarf der eigenen intensiven kognitiven und emotionalén Erfahrung. Diese kann nicht aufgezwungen werden. Menschen müssen dazu eingeladen, ermutigt und inspiriert werden, eine neue Erfahrung mit sich selbst machen zu wollen.
 
Hüther weist auf eine revolutionäre Erkenntnis in der Hirnforschung hin: Das Element der Begeisterung, der Freude ist entscheidend für Lern- und Veränderungsprozesse im Gehirn! Nur das, was uns begeistert, was uns unter der Haut brennt, bringt Veränderung. Begeisterung und Freude sind wie „Dünger“ für das Gehirn.

 

Fazit: Wir haben ein „Begeisterungsproblem“, insbesondere in unserem Schulwesen und im übertragenen Sinn auch in unserem Gesundheitswesen, wenn z.B. ein liebloser unfreundlicher „Geist“ in einem Krankenhaus den Heilungsprozess der Patienten behindert.

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